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Grausame Details zum Mord an Anneli

Offenbar wurde die 17-Jährige erwürgt. Die Täter gingen dabei so stümperhaft und brutal vor wie bei der Entführung.

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© hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Klipphausen. Es vergeht kein Tag, an dem ihr im Internet nicht mit liebevollen Worten gedacht wird: „Ein kleines Adventslicht für Dich, ich hoffe es geht Dir gut“, schrieb ein Nutzer am Montag auf einer Gedenkseite, auf der man eine Kerze für einen Verstorbenen hinterlassen kann. „In der Weihnachtszeit tut es besonders weh ... den geliebten Menschen nicht um sich zu haben“, so ein anderer. „Wenn wir an Anneli-Marie denken, und uns vorstellen, was im August passiert ist, kommen uns die Tränen. Zwei abscheuliche Menschen haben es getan, die kein Mitleid verdienen.“

Die mutmaßlichen Täter Markus B. ...
Die mutmaßlichen Täter Markus B. ... © Morgenpost/privat
... und Norbert K..
... und Norbert K.. © Morgenpost/privat

Die tiefe Wunde nach dem Mord an der 17-jährigen Schülerin aus Robschütz bei Meißen, der Hass auf die Sinnlosigkeit der Tat, mit der Norbert K. (61) und Markus B. (39) 1,2 Millionen Euro Lösegeld von der Unternehmerfamilie erpressen wollten, sie sind immer noch in vielen Menschen präsent – in der Region wie der ganzen Republik. Nun könnten neue Details zur Ermordung von Anneli-Marie R. diese Gefühle noch einmal aufs Neue befeuern.

So sollen die beiden Männer das Mädchen nach der Entführung am 13. August – Anneli war am Abend mit ihrem Hund in Robschütz spazieren – direkt auf den wenige Kilometer entfernten Dreiseithof in Lampersdorf gebracht haben. Das berichtet die Dresdner Morgenpost.

„Es ist unbegreiflich, was dann geschah“, sagte Pfarrer Bernd Oehler in seiner Beerdigungspredigt, ohne da bereits die grausamen Details zu kennen. „Was Gier und Dummheit aus den Menschen machten, denen Anneli zum Opfer fiel.“

Mit Kabelbindern gefesselt

Auf dem Hof wurde die Gymnasiastin offenbar in einer Scheune festgehalten, mit Äther betäubt und mit Kabelbindern auf einem Stuhl gefesselt. Am Tag darauf musste Anneli wohl gegen Mittag sterben, obwohl die Unternehmerfamilie das geforderte Lösegeld von 1,2 Millionen Euro bereitstellte.

Das stümperhafte Vorgehen der Entführer spiegelt sich auch in der Ermordung von Anneli-Marie wider: Markus B. soll der betäubten 17-Jährigen eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und sie gewürgt haben. Das hätten die Mordermittler nach Aussagen der Morgenpost rekonstruiert. Das Mädchen sei jedoch noch zwei Mal aufgewacht, erst beim dritten Versuch soll Markus B. ihm so fest die Luft abgedrückt haben, dass es schließlich erstickte.

Vier Tage nach der Entführung fand die Polizei die Leiche der Schülerin hinter dem Hof in Lampersdorf. Warum die Täter Anneli-Marie ermordeten und nicht das Lösegeld abforderten, ist unklar.

Nach SZ-Informationen, die aus Polizeikreisen stammen, sind die Ermittlungen zum Mordfall Anneli nun abgeschlossen. Der Fall liegt der Staatsanwalt vor, die nun Anklage zu erheben hat. Dies soll laut Morgenpost noch in diesem Jahr geschehen. Behördensprecher Lorenz Haase konnte das so nicht bestätigen: Es stehe noch nicht fest, wann das Verfahren eröffnet wird. Auch die Details zur Ermordung wollte er nicht bestätigen.

Dass Anneli indes so schnell nicht vergessen wird, dafür sorgt ihre Familie: Sie pflegt nicht nur eine eigene Gedenkseite im Netz, auf der sich Trauernde in ein Gästebuch eintragen können. Sie arbeitet auch am Aufbau einer Anneli-Marie-Stiftung, die zum Beispiel musische und sprachliche Talente fördern, Schüleraustausch unterstützen und kulturelle und technische Denkmale pflegen will. Das wäre im Sinne ihrer Tochter gewesen, die sich für Sprachen, Musik oder Literatur begeistern konnte.

„Täglich sterben junge Menschen durch Gewalt, Suizid oder Unfall, aber es berührt einen nur am Rande. Man vergisst sehr schnell das Leid der Hinterbliebenen“, schreibt ein Trauernder im Gästebuch. „Nicht so bei Anneli und Ihrer Familie. Für mich ist das Schicksal dieses Mädchens das Ereignis, das für mich mit dem Jahr 2015 für immer verbunden sein wird.“